Graham Bonney: In seinem Eisenbahn-Paradies vergisst er die Zeit

Als er sechs Jahre alt war, schenkte ihm seine Mutter eine Hornby-Lokomotive und einige Schienen. Seitdem sägt, bastelt, klebt und malt der Musiker mit viel Spaß und Fantasie an seinem Miniatur-Kosmos
Stadlpost: Lieber Graham! Natürlich wissen wir, dass Ihre Familie und die Musik bei Ihnen an Nummer eins stehen. Aber da gibt es noch eine andere Leidenschaft in ihrem Leben …
Graham Bonney: Oh ja! Meine Eisenbahnanlage! An ihr werkele ich bereits seit 1969. Mit jedem Haus, mit jeder Straße, jedem Platz kehre ich ein bisschen in mein Leben zurück. So viele Stücke erzählen Geschichten von mir und den Menschen um mich herum. Das macht die eigentliche Faszination aus.
Stadlpost: Wie hat das denn alles angefangen mit der Eisenbahn?
Graham Bonney: Auslöser war sicher das Geschenk meiner Mutter zu meinem sechsten Geburtstag. Eine britische Hornby-Lokomotive mit Schienen. Ich bin ausgeflippt vor Freude! 1969 habe ich dann das erste Haus für die Anlage gebaut. Da ging es richtig los. Man fängt ja quasi bei null an! Seitdem baue ich an meinem „Germland“, meiner ganz persönlichen Welt aus englischen und deutschen Elementen. Seit Corona konnte ich noch mal unglaublich viel wegarbeiten. Die letzten 50 Jahre war ich ja vor allem musikalisch unterwegs.

Stadlpost: Worauf muss man bei diesem Hobby besonders achten?
Graham Bonney: Im Eisenbahn-Modellbau gibt es ein paar Regeln. Eine davon ist: „Mach es nie fest!“ Und eine andere lautet: „Deine Arbeit wird nie wirklich aufhören.“ Beides stimmt. Sobald etwas geklebt ist, kannst du es ja nicht mehr ändern. Die Dächer sitzen zum Beispiel alle lose auf meinen Häusern. Und fertig wirst du auch nie. Es tun sich immer wieder neue Aufgaben auf. Regel Nummer drei: „Man weiß nie, was man tut. Bis man es baut.“ Die Gestaltung einer Eisenbahnanlage ergibt sich beim Bauen. Sie ist quasi auch Ausdruck der Persönlichkeit des Modellbauers.
Stadlpost: Inwiefern denn?
Graham Bonney: Es gibt in meiner Anlage einen Hafen, da liegt ein Schiff, das heißt „Irisbelle“, nach meiner Frau benannt. Ein Fischerboot trägt die Ziffern 333, wegen meines Hits „Wähle 3-3-3“. Bahnhöfe, Straßen und Plätze sind nach meinen Enkeln benannt. Es gibt die Hauptstadt „Lucastle“, ein Tal namens „Cobyvalley“ oder ein Ort, der „Kyemouth“ heißt. Da stecken überall die Namen meiner Lieben drin. Und Otti Bauer, der mit seinem Orchester immer unsere „Schlagerlegenden“-Tour begleitet, ist als Gemüsebauer an einem Marktstand verewigt (lacht).
Stadlpost: Wie geht Ihre Frau mit dieser zeitintensiven Passion um?
Graham Bonney: Sie ist davon begeistert. Und sie weiß auch immer, wo gerade eine Fachmesse für Modell-Eisenbahner ist. Wenn wir Zeit haben, fahren wir dann hin und ich darf mir etwas für meine Anlage aussuchen. Das sind dann ihre Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke von ihr an mich.

Stadlpost: Haben Sie eine bestimmte Devise beim Bauen?
Graham Bonney: Es muss nicht alles perfekt sein. Aber die Atmosphäre muss rüberkommen. Bei den Häusern habe ich mir wirklich viel Mühe gegeben. Da sind die Ziegel einzeln bemalt. Ein fertig gekauftes Fachwerkhaus aus dem Spezialhandel ist zwar schön, aber ich mache es noch schöner. Ich mische in die Farbe kleine Partikel, damit der Putz dann authentisch rau aussieht. Wenn man es richtig machen will, braucht man viel Zeit. Manchmal habe ich mir Bastelsets mit auf Tour genommen und dann im Hotelzimmer Teile für einen Pub oder ein Dach angemalt.
Stadlpost: Wie bastelt man zum Beispiel eine Parkhecke?
Graham Bonney: Da nehme ich einen alten aufgerauten Waschlappen, schneide ihn in Streifen, fixiere das Material mit Kleber und tauche das anschließend in grünes Holzmehl. Schon ist eine Hecke fertig. Im Moment baue ich übrigens an einem Schloss!
Stadlpost: Gibt es manchmal auch Momente, wo einem alles zu viel wird?
Graham Bonney: Manchmal bin ich schon genervt. Meistens bei der Elektrik. Da frickelst du stundenlang an den kleinen Kabeln herum, damit endlich eine Bahnschranke blinkt und es funktioniert doch nicht.
Stadlpost: Welche Bahnsysteme verwenden Sie eigentlich?
Graham Bonney: Englische und deutsche Fabrikate. Die sind kompatibel. In meiner Sammlung habe ich aber auch DDR-Modelle, Loks aus China und Amerika. Aber Hornby, Fleischmann oder Piko sind die Modelle, die zum Einsatz kommen.
Stadlpost: Und wer soll Ihr Lebenswerk einmal übernehmen?
Graham Bonney: Gute Frage. Vielleicht ein Museum, ein Verein oder eine Schule. Ich würde es gerne dahin spenden, wo es in Ehren gehalten wird.

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