„Niemand braucht ein Roland-Kaiser-Mausoleum.“

„Ich bin für die Mitmenschen erträglicher geworden.“
Roland Kaiser gab in einem Interview mit radio B2, Deutschlands Schlager-Radio, Überraschendes preis
Knapp eine Stunde lang stand Roland Kaiser „radio B2“- Senderchef Oliver Dunk Rede und Antwort. Hier, exklusiv in STADLPOST, die wichtigsten Aussagen aus dem Interview „Chefsache! Macher im Gespräch“:
radio B2: Du hast deine großen Stücke im neuen Album „Stromaufwärts“ neu interpretiert. Fällt dir nichts mehr ein?
Roland Kaiser: Im Gegenteil. Ich musste feststellen, dass zu meinem Stammpublikum viele junge Menschen dazugekommen sind. Dann hatten wir die Idee, die alten Lieder nochmals neu zu interpretieren, aus „Santa Maria“ zum Beispiel einen Country Song zu machen. Ich will sehen, wie die Menschen darauf reagieren. „Schachmatt“ ist jetzt eine Ballade.
radio B2: Ein Lied fehlt.
Roland Kaiser: “Sieben Fässer Wein“. Es war nicht mein Lied. Der Rex (Anm. der Red.: Rex Gildo) ist nicht gekommen. Mein Produzent sagte damals zu mir: „Sing mal bitte das Lied ein, nur als Demo.“
Roland Kaiser sang das Lied ein und erinnerte seinen damaligen Produzenten Thomas Meisel nochmals mit Nachdruck, die Aufnahme nicht zu verwenden: „Tommy, denkst du daran?“ - Ja, sicher.“ Doch es war zu spät. Das Lied wurde auf seinem zweiten Album „Nicht eine Stunde tut mir leid“ 1976 verewigt. „Sieben Fässer Wein“ wurde zu einem Riesenhit.
radio B2: Ein großartiger Hit!
Roland Kaiser: Es bleibt immer leicht zickig … – la, la, la, la, la … da stellen sich mir die Nackenhaare auf!
radio B2: Wo bewahrst du deine ganzen Auszeichnungen auf? An den Wänden?
Roland Kaiser: Ich will niemanden belästigen, wenn er zu mir nachhause kommt. Es soll kein Roland Kaiser-Mausoleum sein! Ich bin ein distanzierter Mensch zur eigenen Musik.
radio B2: Einer deiner größten Hits ist dein Duett mit Maite Kelly, „Warum hast du nicht nein gesagt?“ Mit über 55 Millionen Klicks auf YouTube!
Roland Kaiser: Ja, das Video dazu ist auch sehr originell entstanden. Unser Produzent sagte „– Wir brauchen jetzt ein Video!“ Und Maite meinte „–Ich bin hochschwanger, du bist alt. Komm, wir nehmen junge Leute, die uns darstellen sollen!“ Das Video kam sehr gut an. Der Gipfel kam aus Dänemark. Da hatten welche das Video kommentiert: „Ganz tolles Paar und das ältere Ehepaar ist auch sehr nett.“ (lacht)
radio B2: Du warst schwer erkrankt. Hattest im Februar 2010 eine Lungentransplantation. Hat sich danach etwas verändert?
Roland Kaiser: Ich bin für die Mitmenschen erträglicher geworden. Man denkt über das Leben anders nach, reflektiert anders. Es läuft alles runder und besser. Ich mache Dinge aus Spaß an der Freude. Vielleicht habe ich früher geglaubt, dass ich es den anderen beweisen muss. Früher hatte ich Sorgen, wenn ich auf der Bühne stand, ob alles klappt. Meine Tochter hat es einmal auf den Punkt gebracht. Kurz vor einem Auftritt sagte sie leise zu mir: „Papa, verkacks nicht!“ Großartig! Die jungen Leute mögen es, wenn du dich nicht verstellst. Ich steh jedenfalls mit meinem Maßanzug auf der Bühne. Egal bei welcher Temperatur!
radio B2: Du hast einmal gesagt, Schlager könnte viel mehr Gesellschaftskritik vertragen?
Roland Kaiser: Ich bin immer noch auf der Suche nach einem Lied wie beispielsweise das ehrenwerte Haus (Anm d. Red.: „Ein ehrenwertes Haus“, gesungen von Udo Jürgens). So ein genialer Text von Michael Kunze. Man kritisiert Dinge, die in der Gesellschaft nicht so gut laufen. Das wird heute im Schlager nicht mehr gemacht. Wenn man nun Jean-Paul Sartre rezitiert – Kunst sei reflektierte Gegenwart – und der Schlager ist reflektierte Gegenwart, dann ist das eben die Kunst heutzutage. Leider fehlen da solche Lieder. Aber es gab auch diese Unterhaltungsform, die Herr Jürgens (Anm. d. Red.: Udo Jürgens) gewählt hat; auch mal zynische Sachen einzustreuen. Auch der Schlager in den Fünfzigern, da haben die Texter noch auf die Zeit geguckt. Das fehlt den Texten momentan...
Hier das Interview „Chefsache! Macher im Gespräch“ mit Roland Kaiser zum Nachhören und -sehen in voller Länge:
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